Bordeaux 2023
Sehr geehrte Kunden:innen, liebe Weinfreunde:innen,
noch selten bin ich mit so gemischten Gefühlen zur Primeur Verkostung nach Bordeaux gereist. Qualität, Preise, schwierige Märkte, …viele Fragezeichen. Und dann? Erstaunlich! Eine Überraschung!
Der Winter war feucht. Die „Wassertanks“ im Boden aufgefüllt. Das Frühjahr mild. Die Blüte verlief optimal. Im Juni war es sehr warm mit hoher Luftfeuchtigkeit. Des Mehltaus leckere Beute. Extrem viele Châteaux haben bereits auf Bio umgestellt oder haben eben angefangen. Vor allem für diese Bio-Debütanten war der Pilzdruck eine große Herausforderung. Alfred Tesseron von Pontet Canet hat schon Jahrzehnte Erfahrung mit Bio und seine Reben haben sich an das Thema Mehltau gewöhnt. Auf die Frage eines Verkosters, wie stark der Mehltau Pontet Canet geschädigt hätte, antwortete Alfred nur: „Mehltau? Was ist Mehltau?“
2023 war ein sehr warmes Jahr. Aber durch eine permanente Bewölkung mit geringerer Lichtintensität. Daraus resultierte eine längere Vegetationsphase. Ende August kam dann eine extreme Hitzewelle. Pontet Canet versprühte wieder „Sonnencreme“, gebrannter, gemahlener und aufgeschlämmter Ton, und schützte die Beeren so vor Sonnenbrand.
Für Mitte September waren extreme Unwetter mit Starkregen vorhergesagt. Was tun? Viele Cabs waren noch nicht perfekt. Die physiologische Reife der Tannine noch nicht erreicht. Warten und lesen mit etwas Grüntönen und adstringierenden Tanninen oder das Risiko eingehen?
Es gab beide Entscheidungen und entsprechende Ausprägungen im Wein. Ende September dann etwas Regen, der vor allem für Abkühlung sorgte. Die Unwetter blieben übrigens aus. Der Merlot wurde in aller Regel vor dem Risikowochenende und zumeist in vollreifem aber auch teilweise vollreif+ -Stadium gelesen. Alkoholgehalte von bis zu 15% waren keine Seltenheit.
Die Cabernets hingegen verfügten über zumeist große Frische und einen sehr niedrigen Alkohol von teilweise unter 13%. In manchen Blends hat man so organoleptisch zwei Jahrgänge oder zumindest Charaktere im Glas, in der Nase und am Gaumen. Weine mit zuerst frischer und reifer Frucht, die dann aber auch Aromen mit leicht überreifen Akzenten aufweisen. Oenologen und Winemaker, die hier nur zusammenfügten, erzeugten Weine, die sensorisch auseinanderfallen.
Aber jene Künstler, die es fertigbrachten, zwischen der Frische und Struktur der Cabs (Sauvignon und Franc) und dem Fleisch und der Wärme des Merlot Spannung aufzubauen, erzeugten große Weine. Wie ein großartiger Chef, der bei seinen Gerichten für Dramatik und Spannung sorgt mit Aromen und Texturen, die man für sich betrachtet kaum zusammenbringt.
Einige 2023er habe ich sogar besser bewertet als letztes Jahr. Das hätte ich mir vor meiner Reise nicht vorstellen können. Kurz charakterisiert. Cabernet sorgte für die Frische, Frucht und die großartige Tanninstruktur. Der Merlot sorgte mit seinem Charme und Schmelz für schöne Fülle zwischen den „Tannin-Rippen“ der Statur.
„Wagyu around the bones“
Lohnt sich ein Kauf der 2023er? In seiner Stilistik und Ausprägung kenne ich keinen vergleichbaren Jahrgang. Ein Unikat? James Suckling will sich 2023er kaufen. Ich werde es sowieso. Und ob es sich für Sie lohnen wird, hängt auch von den Preisen ab. Wenn diese merklich nach unten gehen und man sich auf die guten bis sehr guten Weine konzentriert, hat man in einigen Jahren ein großartiges Genuss Erlebnis im Glas. Die 2023er? Wirklich eine erstaunliche Überraschung!
- Ihr Michael Severin Grimm
Millésime 2023 Derenoncourt Consultants
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Önologen Beratung
