Tausche Lehrstelle!

Mein Kellermeister hieß Elmar Platz und kam aus Maikammer. Ich habe viel von ihm gelernt während meiner Lehre in der Pfalz. Aber der Ansatz der Oenologie und Kellerwirtschaft war ein anderer als der, dem ich heute beim Bezug der Weine für die Bacchus-Vinothek folge.

Es ging in der Genossenschaft damals um große Mengen Wein, die organoleptisch sauber in die Flasche mussten. Fertig.

Ganz anders Mike Smith. Aus Oregon stammend und nach Kalifornien reisend, hatte er wohl ein Gespür dafür, dass das mit dem Wein was werden könnte. Er arbeitete ab 1999 einige Jahre während der Lese bei und für Thomas Rivers Brown.

Oha!! Die Punkte, die Thomas für seine Weine wie Schrader, Maybach oder Outpost erhielt, waren oft dreistellig oder knapp davor. Und hier erlernte Mike sein Handwerk. Kleinste Mengen an Trauben der besten Vineyards des Napa Valley begleitete er vom Weinberg bis in die Flasche. 2006 machte er sich selbständig und Mike und Leah Smith gründeten ihr eigenes Label – Myriad Cellars. Aber viele erkannten sein Genie und wollten ihn für ihre Weine haben. Und so arbeitet Mike als beratender Oenologe für etliche große Namen des Tals, wie Carter Cellars, Quivet Cellars, Switchback Ridge oder Scarlett.

Der Name Myriad (unzählig) scheint Programm zu werden.

„Unzählige“ 100 Punkte-Weine sind es noch nicht, die auf das Konto von Mike gehen, aber schon weit im zweistelligen Bereich. Und gleich drei Weine von Mike Smith wurden für das „Legends of Napa Valley Definitive Tasting“ ausgewählt.

Dabei scheint für ihn alles so einfach zu sein.

Mike: „…My philosophy is simple: I like to create the most natural and expressive wines California can offer…Great wines is made from 100% the winemaker, 100% the vineyard and 100% Mother Nature's mood during harvest."

Die 100% Vineyards, aus denen Mike seine Trauben bezieht, lesen sich wie das Who is Who der Grand Crus des Napa Valley: Beckstoffer To Kalon, Dr. Crane, George III, Bourn oder auch Weitz, Leweling, Stelzner oder Tofanelli. Wir trafen Mike zum Tasting in seinem Keller in Calistoga. Bescheiden, witzig, aber sowas von professionell. Wir sind stolz, ein paar seiner Flaschen abzubekommen.

Michael Grimm