Château Trotte Vieille – sechs Jahrhunderte Geschichte

Das Château Trotte Vieille kann sein Alter gleich auf mehrfache Art beweisen. Und das nicht nur – wie allgemein nicht unüblich – aufgrund der Architektur des Hauptgebäudes, in diesem Fall aus der Renaissance. Und auch nicht nur, weil ein auf Pergament festgehaltener Pachtvertrag aus dem 15. Jahrhundert schriftliches Zeugnis liefert. Sondern vor allem durch eine Rarität, die nicht bei vielen Weingütern in Saint-Émilion so erhalten sein dürfte: Noch immer wachsen auf einer einzelnen Parzelle des Weinbergs Cabernet Franc-Trauben von 1868, denen die spätere Reblaus-Krise nichts anhaben konnte.

Zahlreiche Besitzerwechsel

Kein Wunder, dass das Weingut im Laufe der Zeit eine Menge Besitzerwechsel erfahren hat, Winzer mit jeweils eigenen Vinifizierungsmethoden und sogar politische Umstürze, wie die Französische Revolution. Mit ihrem Ende verschwand auch der damalige Eigentümer Jean Laveau und erst ab 1841 lassen sich den Ländereien wieder Namen zuordnen. So wurde das Gut in jenem Jahr von Anwalt und Weinfreund Isambert erworben, 1868 zweigeteilt und der Bereich mit dem Château von seinen Eltern 1874 an Alexis Dumugron übergeben. Es dauerte nicht lange, da suchte sich dieser mit Pierre und Edouard Jean zwei Geschäftspartner, unter denen das Anwesen 1898 wiedervereinigt wurde. Bis ins Jahr 1947 blieb das Château Trotte Vieille in den Händen verschiedentlicher Familienmitglieder, bis Marcel Borie auf den Plan trat. Seit der Übergabe an seinen Schwiegersohn Émile Castéja wurde es nicht mehr veräußert – altersbedingt allerdings wechselten die Generationen. Seit den 1990er-Jahren zeichnet Philippe Castéja für die Geschicke des historischen Weinguts verantwortlich. Ihm zur Seite steht neben gut zehn weiteren Mitarbeitern, Önologen, Beratern, Analysten und sogar einem Dozenten seit 2018 auch Kellermeister Valério Mortari und Gutsverwalter Christophe Dussutour, denen die hohe Qualität der Weine zu verdanken ist.

Einzigartiges Terroir

Neben der hohen Weinkunst der verantwortlichen Winzer punktet allerdings auch das Terroir mit einem ebenso seltenen wie hochwertigen Phänomen: Auf den tiefen Kalksteinböden hat sich nach und nach eine rund 35 Zentimeter breite Lehmschicht mit leichtem Kiesanteil gebildet, die den 60 Jahre alten, knapp 50% Merlot-, gut 45% Cabernet Franc- und 5% Cabernet Sauvignon-Trauben beste Wachstumsbedingungen bieten.

Diese Einzigartigkeit wurde auch von offizieller Seite anerkannt: Unmittelbar mit der Einführung der Wein-Klassifizierung in Saint-Émilion 1955, erhielt das Estate die Einstufung als 1er Grand Cru. Gut zwölf Hektar groß ist der Weinberg des Château Trotte Vieille im Nordosten der Appellation, der in südwestlicher Ausrichtung von der Nähe zu den Flüssen Dordogne und Barbanne von einem gemäßigten Mikroklima profitiert. Die Hanglage sorgt für einen natürlichen Wasserabfluss im Boden, der Einsatz von Chemikalien wird hier auf das Nötigste reduziert. Als Schnitt wenden die Winzer die Poussard-Technik an und gewährleisten so eine optimale Belüftung der Beeren, die nochmals kurz vor der Handlese ab Mitte September ausgedünnt werden.

Erstwein, Zweitwein, Rarität

Im Keller angekommen, werden die Trauben separat nach Parzelle sortiert, abgebeert und gemahlen. In speziellen Tanks erfolgt vor der eigentlichen Maischefermentation eine vorgärige Kaltmazeration von Saft, Haut und Kernen. Haben sich die Aromen so voll entwickelt, wird die Weinbereitung mit einer alkoholischen Gärung bei rund 25°C sowie einer Mazeration bei gut 30°C weitergeführt. Nach dem Abtropfen und Keltern kann der Wein von den festen Bestandeilen getrennt und aus dem gegorenen Most gewonnen werden. Es folgen eine malolaktische Gärung in Fässern und Tanks sowie die Reifung der Weine in zwischen 18 und 24 Monaten neuen und alten französischen Eichenfässern. Geschönt mit Eialbumin, wird die genaue Zusammenstellung des Erstweins von Château Trotte Vieille und des Zweitweins Dame de Trotte Vieille jedes Jahr erneut individuell festgelegt.

Neben diesen beiden roten Cuvées gibt es jedes Jahr noch eine ganz spezielle Abfüllung, die uns wieder zum Anfang bringt: Die Trauben der Parzelle mit den gut 150-jährigen Rebstöcken erhalten eine Sonderbehandlung. Gut 135 handsignierte Flaschen pro Jahr ergeben sich am Ende und sind damit eine Weinrarität aus Bordeaux, die ihresgleichen sucht

Von Namen, Auszeichnungen und Genüssen

Was gibt es noch zu berichten vom Château Trotte Vieille? Vielleicht, dass die Bezeichnung des Weinguts auf den Schlendergang einer damals benachbarten älteren Dame zurückgeht? Dass das Weingut auf der Weltausstellung 1867 eine Goldmedaille erhielt? Oder dass 154 Jahre später mit dem Nachhaltigkeitszertifikat Haute Valeur Environnementale eine weitere Ehrung folgte? Im Zweifel könnten wir Ihnen noch viel über dieses historische Anwesen mit seiner langen Geschichte erzählen. Doch der Mensch kann nicht nur lesen, er muss auch trinken. Bestellen Sie sich also gleich Ihren Favoriten und genießen Sie Bordeaux im eigenen Garten!