Château Clerc Milon – Rothschild-Weingut in Pauillac

Clerc und Milon – das ist einmal der Nachname der Familie, die 1799 mit Beendigung der Französischen Revolution das Weingut für sich erwerben konnte. Und zweitens die Bezeichnung der gleichnamigen Ansiedlung einzelner Gehöfte, die sich in direkter Nachbarschaft zu dem Anwesen in der Bordelaiser Appellation Pauillac im Médoc befindet.

Vater Weinberg, Tochter Keller

Was in den nachfolgenden knapp 200 Jahren geschah, ist der Öffentlichkeit nicht weiter überliefert. Spannend wurde es auf jeden Fall erneut ab 1970. In jenem Jahr entschloss sich Baron Philippe de Rothschild zur Übernahme des Château Clerc Milon, das 1855 die Klassifizierung Cinquième Cru Classé bekommen hatte. Daran wollte Philippe de Rothschild anknüpfen und dem Weingut zu noch mehr Erfolg und Anerkennung verhelfen. Während er dafür umgehend eine Neugestaltung des Weinbergs einleitete, zeichnete für die zwischen 2007 und 2011 durchgeführten Baumaßnahmen eines neuen Bottichraums, Fasskellers und den Ankauf modernen Equipments seine Tochter und Nachfolgerin Baroness Philippine verantwortlich. Inzwischen führen ihre Kinder Julien de Beaumarchais de Rothschild, Camille und Philippe Sereys de Rothschild die Arbeit ihrer familiären Vorgänger fort – unterstützt nicht nur von Caroline Artaud in ihrem Amt als Direktorin, Weinbergsmanager Richard Martin sowie Kellermeister Frédéric Faure. Sondern auch den Verantwortlichen der beiden weiteren Weingüter der Baron Philippe Rothschild SA, den Châteaus d’Armailhac und Mouton Rothschild. Gemeinsame Versuchsreihen sollen das Verständnis für das Pflanzenwachstum erhöhen und damit äußere Eingriffe künftig auf ein Minimum beschränken. 

Energieeffiziente Erzeugung

Der Boden der 41 Hektar zusammenhängenden Anbaufläche auf dem Château Clerc Milon bietet mit seinem Lehm-Kalkstein-Untergrund und seiner Bedeckung aus Kies und Sand den fünf typischen Bordeaux-Rebsorten Cabernet Sauvignon, Merlot, Cabernet Franc, Petit Verdot und Carménère – von diesen mit unter anderem bereits 1947 gepflanzten Rebstöcken – eine hervorragende Bewässerung, die Südausrichtung sorgt für eine ideale Sonneneinstrahlung. Zur Erntezeit werden die manuell gelesenen Trauben in kleine Kisten ohne Deckel verpackt und in die hälftig unter der Erde liegenden Kellereien gebracht, in denen 40 doppelwandige, temperaturkontrollierte Edelstahltanks auf sie warten. Ebenso, wie die natürliche Kühle der Tiefe und die zweischichtigen Gefäße Energieverluste minimieren, beweisen auch die rund 300 Quadratmeter Solarpaneele auf den Gebäudedächern die Nachhaltigkeitsbemühungen der Eigentümer.

Ein Tänzerpaar

Über 18 Monate reift der Château Clerc Milon in zu gut der Hälfte neuen französischen Eichenfässern, der Zweitwein Pastourelle de Clerc Milon über ein Jahr im Holz des Vorgänger-Jahrgangs. Seit 2020 wird dieser en primeur verkauft, er gilt als leichterer Einstieg für den kräftigen Grand Vin. Am Flaschenetikett allerdings erkennen Sie den Unterschied nicht: Beide Weine zieren zwei Tänzer, die die Zeichnung des 1970 vom Baron selbst entworfenen Hochzeitbechers nach 13 Jahren ersetzt haben und auf die zweite Leidenschaft der weltweit bekannten Familiendynastie verweisen: Nämlich die darstellende Kunst.