Reimitz – Nichts als Sangiovese

Toskanischer Aufbruch
Ende der 1960er war die Toskana eine andere Welt. Die Hügel des Chianti Classicos schimmerten golden im Abendlicht – doch über allem lag der Schatten starrer Regeln. Das Consorzio del Vino Chianti Classico bestimmte, was ein Chianti zu sein hatte: Sangiovese, ja – aber bitte verschnitten mit weißen Rebsorten. Qualität wurde durch Tradition ersetzt, Individualität war unerwünscht.
Und dann kam Sergio Manetti. 1967 kaufte er das heruntergekommene Anwesen Montevertine – eigentlich als Rückzugsort. Zum Haus gehörte auch ein kleiner Weinberg... mit Sangiovese bepflanzt. Für die Familie und Freunde begann Sergio Manetti, Wein zu machen. So wie er ihn wollte. Geringer Ertrag. Alles von Hand, keine Schönung und keine Filtration. Sangiovese pur. Was als Hobby startete, wurde zu einem Statement: 1971 präsentierte er auf der Vinitaly seinen ersten Wein – 100% Sangiovese, ohne Cuvéetierung. Er durfte sich nicht Chianti nennen, also schrieb er auf das Etikett schlicht: Vino da Tavola. Ein Tafelwein – laut Gesetz. Ein Meilenstein – laut allen, die ihn probierten. Damit war der Grundstein gelegt für das, was später als Supertuscans in die Geschichte eingehen sollte.


Montevertine – Die Schule der Eleganz
In den 1980er und 90er Jahren wurde Montevertine zum Symbol für authentischen, unverfälschten Sangiovese. Während andere Produzenten auf internationale Sorten setzten, blieb Sergio (und mit ihm Klaus) kompromisslos toskanisch. "Schön" – so nannte Reimitz einen gelungenen Wein. Kein großes Wort, aber eins, das alles sagte. Nach Sergios Tod im Jahr 2000 führte Klaus das Weingut mit dessen Sohn Martino weiter. Fünf Jahrgänge lang bewahrte er den Stil, der Montevertine berühmt gemacht hatte: Eleganz statt Lautstärke, Geduld statt Technik, Seele statt Show. 2005 übergab Reimitz schließlich die Verantwortung – und ging seinen eigenen Weg.

Sangiovese – die Anspruchsvolle
Sangiovese ist keine Rebe für Kompromisse. Sie ist sensibel, temperamentvoll, widersprüchlich. Mal herb, mal zart, nie gefällig. Wer sie versteht, kann Größe schaffen – wer sie bändigen will, verliert. Darum ist sie der Prüfstein toskanischer Winzerkunst. Und darum ist sie das Herzstück dessen, was Reimitz formt: Ein Wein, der denkt, fühlt und erinnert.
Die Philosophie
Klaus Reimitz glaubt nicht an Kontrolle, sondern an Vertrauen. Er schönt seine Weine nicht, er filtriert nicht, er beeinflusst sie nicht. Er begleitet sie – wie ein Künstler sein Werk, bis es von selbst fertig ist. Jeder Jahrgang ist anders, jeder ein Stück Wahrheit. Und wenn Klaus sagt, ein Wein sei "schön", dann meint er damit: Er ist gelungen, weil er ehrlich ist.
Michael Grimm sagt: "Reimitz macht keine Weine – er macht Haltung trinkbar." Und vielleicht ist das der Punkt: Diese Flaschen sind keine Trophäen. Sie sind Erinnerungen an eine Zeit, in der Wein noch aus Geduld, Handarbeit und Vertrauen gemacht wurde. Und sie erzählen weiter, was 1967 mit Sergio Manetti begann: Die Geschichte eines Weines, der sich nie unterordnet.


Reimitz – Nichts als Sangiovese. Alles Haltung
Aus Liebe, Zufall und Sangiovese wurde Geschichte: Wie Klaus Reimitz in der Toskana hängen blieb – und mit jedem Jahrgang ein Stück Seele abfüllt.

Get 'Em Out By Friday
Jeden Freitag nehmen wir uns einen Wein vor, von dem wir uns trennen wollen. Am Freitag muss der raus.









