Ciao Vincenzo!

Wo hast du die Barrique versteckt??

Das Leben als Winzer im Burgund, im Piemont und auch in Montalcino ist nicht einfach. Kein Spiel mit verschiedenen Rebsorten sorgt für Harmonie und Balance.

Was aus dem Weinberg ins Fass und dann in die Flasche kommt, stammt von einer einzigen Rebsorte. Pinot Noir, Nebbiolo oder für Brunello eben die Sangiovese Grosso. Eine Zicke. Sie will hofiert und betreut werden. Den Winzer täglich im Weinberg sehen. Erfüllt man ihre Erwartungen und gibt es der Jahrgang her, dann belohnt sie und präsentiert sich im Glas als wahre Offenbarung. Vor allem, wenn sie aus den Valdicava-Lagen am Hang von Montosoli und Madonna del Piano kommt. Mehrfach erhielt Valdicava die Auszeichnung „bester Brunello des Jahrgangs“.

Dabei war es nie das erklärte Ziel von Countryman Vincenzo Abbruzzese, Winzer zu werden. Sein Großvater hatte die Weinberge 1953 gekauft, aber erst 1968 damit begonnen, Brunello zu erzeugen. Vincenzo studierte Agrarwissenschaft und hatte es mehr mit Pferden, übernahm aber 1987 dann doch das Weingut. Und Zicke hin oder her. Die Reben der 19 ha Weinberge müssen sich den Vincenzo mit den Pferden teilen. Denn für beides hat der Abbruzzese große Leidenschaft und seine Pferdezucht ist so legendär wie seine Brunelli.

In der Region gilt Vincenzo als Außenseiter. In einer Region, in welcher das Wasser absolute Mangelware und Bewässerung üblich ist, hat er mehr oder weniger als Erster und Einziger damit begonnen, die Weinberge zu begrünen. Naturnaher Anbau und „dry farming“. Ja, spinnt denn der? - Mögen die anderen gedacht haben. Wasserkonkurrenz auch noch anzubauen?

Aber dann kamen heiße Jahre wie beispielsweise 2003. Die Toskana kochte. Es gab kein Wasser. Die Beeren rosinierten am Stock. Bei den anderen. Und die 2003er Brunelli von Valdicava? Frische, saubere und klare Frucht. Die Reben mussten seit Jahren tiefbohren, um an Wasser zu kommen. Oben war ja die Konkurrenz der „cover crops“. Aus dem Aussenseiter wurde ein beneideter Winzer, der seiner Zeit voraus war und seither viele Nachahmer hat.

Seine Weine zeichnen sich durch Kraft, Druck und, vor allem für einen Brunello, erstaunlich tiefe Farbe aus. Eine Farbe, deren Intensität man zumeist nur bei in Barriques ausgebauten Weinen findet. Aber Barriques findet man bei Vincenzo und seinem Oenologen Attilo Pagli nicht. Der Ausbau erfolgt ausschließlich in großen Fässern aus slawonischer Eiche. Und dass auf Schönung und Filtration ebenfalls verzichtet wird? Welch eine Frage.

Wir sind stolz, seit mehr als 20 Jahren Hauptimporteur für Deutschland zu sein.

Sie kennen und lieben Brunello, aber haben noch keinen Valdicava getrunken?

Dann lieben Sie Brunello, aber kennen diesen doch noch nicht.

Michael Grimm