Château D'Issan – vom 12. ins 21. Jahrhundert

Wer benötigt schon eine Grand Cru-Klassifizierung, wenn sein Wein zur Hochzeit eines künftigen Königspaares kredenzt wird? Doch nicht nur aus diesem Grunde gilt das heutige Château D´Issan als eine der Top-Adressen mitten im französischen Weinanbaugebiet Margaux. Denn mag auch die Heirat von Eleonore von Aquitanien mit Henri Plantagenêt, der später als Englands König Heinrich II. Berühmtheit erlangen sollte, die Grundlage für die Bekanntheit des Weinguts gesetzt haben, waren die nachfolgenden Generationen mit ihren Erzeugnissen nicht weniger erfolgreich.

Wechselvolle Geschichte

Fünfhundert Jahre hindurch war die herrschaftliche Festung auf dem malerischen Anwesen in Bordeaux Zeitzeuge zahlreicher Eigentümerwechsel, gesellschaftlicher und sozialer Umbrüche und nicht zuletzt einer schon damals erfolgreichen Weinanbau-Geschichte, bis es im Jahr 1644 auf Wunsch des Barons d'Essenault dem Bau des aktuellen Anwesens weichen musste: Einem burgähnlichen Gemäuer mit einer beeindruckenden Vorhalle, kleinen Türmen und Wassergräben als Reminiszenz an mittelalterliche Verteidigungsanlagen. Noch immer ist das Grundstück von einer Ringmauer umgeben, noch immer erinnert die Ansicht an das damalige Schloss. Doch die Innenräume samt Kelleranlage und nebenstehendem Weinberg wurden ab 1970 durch Familie Cruse komplett saniert. Auch seinen heutigen Namen hat das Château D'Issan nicht immer getragen: Zuvor hörte es bereits auf die klangvollen Bezeichnungen La Mothe-Cantenac und Herrenhaus Théobon.

Gemeinschaftswerk zweier Weinfamilien

Die Messlatte hängt hoch: Immerhin gilt der 1900er-Jahrgang des Château D´Issan unter Rotweinkennern weltweit als Jahrhundertwein. Doch mehr denn je spiegelt sich 120 Jahre später die typische Bordeaux-Charakteristik der Böden in den Abfüllungen der Winzergemeinschaft wieder. Eine Gemeinschaft sind sie inzwischen: In dritter Generation hat sich Emmanuel Cruse 1998 mit den ebenfalls erfahrenen Weinbauern Françoise und Jacky Lorenzetti zusammengeschlossen. Seitdem produziert das Trio als Erfolgsteam nicht nur erstklassige Weine auf dem Château D´Issan, sondern auch auf Château Lilian Ladouys in Saint-Estèphe und Château Pédesclaux in Pauillac.

Drei Appellationen …

Insgesamt fast 70 Hektar umfassen die Weinberge des Château D´Issan in den Appellationen Margaux, Haut-Médoc und Bordeaux Supérieur. Und auf allen drei Anbauflächen profitieren die Reben von der Nähe des Ozeans und dem dadurch auch im Hochsommer gemäßigten Klima.

Selbstverständlich werden darüber hinaus alle Parzellen mit äußerster Sorgfalt behandelt. Im Winter sorgt der Médoc-Rebschnitt für eine spätere Regulierung der Weine, mit dem Frühlingsbeginn werden die Böden für eine verbesserte Zirkulation von Luft und Wasser auf klassische Art umgepflügt. Im Sommer schließlich wartet die grüne Ernte, dank derer die Trauben an den Fruchtzweigen ihre volle Komplexität entfalten können. Der letzte, aber mit Sicherheit nicht unwesentlichste Schritt im Saisonverlauf ist die manuelle Lese. Von 80 Mitarbeitern durchgeführt, werden die Beeren sowohl im Bottich-Raum als auch nochmals auf einem Vibrationstisch doppelt selektiv sortiert. Nur die besten Beeren werden durch Schwerkraft in insgesamt mehr als 35 thermoregulierte Edelstahltanks mit einem jeweiligen Fassungsvermögen von 70 bis 200 Hektoliter abgefüllt.

…Vier Weine

Aus vier Weinen können Sie derzeit wählen, möchten Sie eine Flasche des Château D’Issan genießen. Neben dem gleichnamigen Hauswein warten der Blason D’Issan, Haut-Médoc D’Issan und der Moulin D’Issan auf Ihre Bestellung, die auch bei neuen Jahrgängen ohne jede Wartezeit lohnt. Denn trotz ihres guten Alterungspotenzials sind alle Weine bereits früh trinkreif und entfalten schon in jungen Jahren ihren für das Terroir typischen, kraftvollen Charakter.