Château Valandraud – vom Garagenwein zum Premier Cru
Nicht über ausreichende finanzielle Mittel zu verfügen, kann sich auch als Vorteil erweisen: Weil sich Murielle Andraud und Jean-Luc Thunevin 1991 zwar gerade so den Kauf eines 0,6 Hektar großen Weinbergs in Saint-Émilion leisten konnten, aber weder Geld übrig hatten für innovatives Equipment für die Bewirtschaftung noch für die Kellerräume für den Ausbau der Trauben, griffen sie auf das zurück, was ihnen zur Verfügung stand: eine leere Garage und ihre eigene Körperkraft. Das Ergebnis war eine vollständig manuelle Pflege der Rebstöcke inklusive Grünlese und Entlaubung, Lese und sogar Entrappen. Beim Pressen und Pumpen unterstützten die Füße die händischen Arbeiten. Und wer sagt, dass zur Reifung hochqualitativer Weine immer auch ein temperaturkontrollierter Kellerraum zur Verfügung stehen muss?
Unerlaubte Schutzmaßnahme
Die Geburt der berühmten Garagenweine – auch Murielle Andraud und Jean-Luc Thunevin zählen zu ihren Pionieren. Sie ernteten sogar doppelte Anerkennung für ihre anfangs quantitativ sehr überschaubaren Abfüllungen: Dass auf den sandigen Böden im Tal von Fongaban überhaupt solch aromatische Trauben gedeihen könnten, daran hatte zuvor fast niemand geglaubt. Einzig die Winzergröße Alain Vauthier unterstützte das Paar von Anfang an bei seinem ehrgeizigen Vorhaben, während der Jahrgang 2002 vom staatlichen Institut national de l’origine et de la qualité sogar zum Tafelwein herabgestuft wurde, nachdem der als „Bad Boy of Saint-Émilion“ verschriene Jean-Luc den Weinberg zum Schutz vor heftigen Regengüssen mit Plastikplanen bedeckt hatte.
Immer wieder neu
Inzwischen bestreitet niemand mehr die Erstklassigkeit der Weine des Château Valandraud, die mittlerweile mit Hilfe moderner Maschinen und in hochmodernen Kellerräumen produziert werden. Den offiziellen Ritterschlag erhielt das Anwesen im Jahr 2012 durch die Klassifizierung zum Grand Cru. Auf knapp neun Hektar Anbaufläche wachsen aktuell 65% Merlot, ein Viertel Cabernet Franc sowie jeweils geringe Anteile an Cabernet Sauvignon, Carménère und Malbec, auf zwei weiteren Hektar gedeihen die weißen Traubensorten Sauvignon Blanc, Sémillon und Sauvignon Gris. Trotz der unterschiedlichen Lagen der einzelnen Parzellen bestehen die Böden zum Großteil aus Lehm und Kalkstein – nicht zu vergessen dem bereits erwähnten Sand. Die zahlreichen Traubensorten führen zu einer entsprechend umfangreichen Palette an roten und weißen Weinen, die Ihnen das Château Valandraud jedes Jahr bietet. Über die Zusammenstellungen der einzelnen Assemblagen entscheidet das gesamte Team mit beratender Unterstützung durch Michel Rolland immer wieder neu, bevor die Weine zwischen 18 und 30 Monaten in komplett neuen Eichenfässern reifen, abgefüllt werden und in den Verkauf gehen.